Eine Tour auf das Kitzbühler Horn war schon einige Zeit auf meiner Wunschliste der Radtouren, die Wetterlage an den Wochenenden im September leider durchgehend instabil. Wie auch am Glockner sollte die Strasse natürlich schneefrei sein.

 

Um den Nationalfeiertag am 26. Oktober war ein durchziehendes Hochdruckgebiet vorausgesagt, die Reise war schnell geplant.

 

Am Samstag den 23.10. beginnt der Tag recht trüb, gegen späteren Vormittag klart es zunehmend auf und ich starte aus Aurach bei Kitzbühel die Tour.

 

Entlang der Bundesstrasse 161 in Richtung Norden geht es mit leichtem Rückenwind und fast eben rasch voran, dann durch den Ort Kitzbühel durch und zur Abzweigung von der Bundesstrasse nach Osten auf die Mautstrasse, Richtung Kitzbühler Horn.

 

Die Steigung beginnt gleich nach der Abzweigung, ich muss mich erst auf diesen Wechsel einstellen und einen geeigneten Gang finden.

 

Was schon hier zu sehen ist: die Strasse hat sehr starke Wechsel in der Steigung, ein ‚Einstellen' auf eine bestimmte ‚Leistung' über einen längeren Zeitraum ist so gut wie unmöglich.

 

Es ist fast windstill und die Sonne scheint vom klaren Himmel, die Temperatur liegt hier bei 5°C, ich fahre jetzt auf einer Höhe von 930m.

 

Es geht rasch höher, die Aussicht ist wunderschön, der Wilde Kaiser liegt vor mir, dann idyllische Weiden mit Kühen und Schafen. Die kalte Luft spüre ich aufgrund der Anstrengung und der starken Sonneneinstrahlung nicht.

 

Die Mautstelle ist rasch passiert, auf der Strecke sind zum Glück kaum Autos unterwegs, ein Bus begegnet mir gar nicht.

 

Die Mütze und die Handschuhe lege ich bald ab und trinke möglichst viel, um raschen Leistungsverlust zu vermeiden.

 

Die ersten Schneeflecken zeigen sich entlang der Strasse, zum Glück nur in den Wiesen. Die Strecke ist in Summe nicht sehr lang, es sind 7,5 km von der Mautstelle bis zum Alpenhaus in 1.670m Höhe, aber sehr abwechslungsreich. Nicht nur wegen der ständig wechselnden Steigung. Die Strecke schlängelt sich zwischen Wiesen und Weiden, bei der Mautstelle und weiter oben durch dichten Wald. Da wird es gleich empfindlich kühler.

 

In etwa 1.500m Höhe habe ich die Nullgradgrenze erreicht, es liegt jetzt durchwegs Schnee neben der Strasse. Steil geht es durch dichten Wald bergauf, dann noch steiler. Das ist die Schlüsselstelle der ersten Etappe bis zum Alpenhaus. Der Schweiß rinnt mir in Strömen vom Kopf. Endlich wird es merklich flacher und ein toller Ausblick über eine verschneite Hochebene breitet sich vor mir aus.

 

Leichter Wind macht sicht bemerkbar, die Sonne scheint aber immer noch. Jetzt sehe ich bereits das Alpenhaus weiter oben am Hang, es sind noch 3 Kehren, dann ist es geschafft: ich stehe am Ziel der Österreichischen Radrundfahrt, am Alpenhaus des Kitzbühler Horns (1.670m).

 

Das reicht mir aber nicht, ich möchte hinauf bis zum Horn, dort wo der Sender steht, in knapp 2.000m Höhe. Dieser Teil ist für Fahrzeuge gesperrt.

 

Ich hebe das Rad über den Schranken und bin schon unterwegs auf der nun noch steileren Auffahrt zum Gipfel. Jetzt wird es wahrlich extrem, der Puls bleibt bei 190 Schlägen pro Minute, lange kann ich so nicht fahren. Ich versuche einen Rhythmus zu finden, der 1. Gang ist eingelegt. Ich muss mein Gewicht weit nach vorne verlagern, um nicht bei einem kräftigen Tritt in die Pedale nach hinten zu kippen.

 

Nach rund 30 Minuten ist es geschafft, ich befinde mich 300m höher, die Aussicht von hier ist grandios. Zirruswolken ziehen auf und verschleiern die Sonne, es weht aber nur leichter Wind.

 

Ein Problem, das man mit einem Rennrad selten hat macht sich jetzt bemerkbar: Schnee, der sich bei den Bremsbacken und an den Schuhsohlen gesammelt hat, friert fest und blockiert die Bremsen und den Einstieg in die Pedale. Es friert hier deutlich und ich muss Schnee und Eis überall wegkratzen um die einwandfreie Funktion der Pedale und Bremsen sicherzustellen.

 

Steil und schnell geht es bergab, bis zum Alpenhaus muss ich leider fast durchgehend die Bremsen betätigen, da der Weg zu steil und zum Teil auch nass und rutschig ist.

 

Vom Alpenhaus aus beginnt der wirkliche Spaß der Abfahrt: wieder mit der Mütze am Kopf und mit Handschuhen geht es in rasendem Tempo nach unten, 70km ist das Maximum, das eine längere Gerade zulässt. Der Straßenbelag ist teilweise sehr uneben und die Vibrationen spüre ich bei diesem Tempo sehr deutlich. Es sind 9 Bar Druck in den Reifen. Hier kommt auch der ultraleicht Carbonrahmen an seine Grenze, zum ersten Mal spüre ich deutlich, dass sich der Rahmen bei Belastung verwindet.

 

Es ist ein echter Genuss auf leerer Strasse hier herunterzufahren. Jede Kurve schneide ich nach Belieben an und nutze die volle Fahrbahnbreite.

 

Etwa 25 Minuten später bin ich bereits wieder zurück beim Hotel in Aurach. In der Summe sind das 29 km.

 

 

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updated 2019 02 10