Die Tour auf den Großglockner war bereits längere Zeit geplant, ein geeigneter Zeitpunkt war schwer zu finden. Einerseits muß der Schnee weitgehend geschmolzen sein, damit die Strasse für eine rasante Abfahrt nicht naß ist, andererseits muß natürlich das Wetter an diesem Tag geeignet sein.

 

Mitte Juni war es endlich soweit, der 13. Juni beginnt verregnet, aber ein Hochdruckgebiet ist angesagt und im Laufe des Vormittages bessert sich das Wetter zusehends.

 

Gegen 12:10 verlasse ich Zell am See und fahre entlang der Salzach bis Bruck und dann in das Tal entlang der Fuscher Ache nach Süden Richtung Glockner hinein.

 

Von Bruck steigt die Strasse langsam an, bis Fusch gewinne ich also nicht viele Höhenmeter. Ab Fusch wird die Strasse deutlich steiler, bis zur Mautstation Ferleiten sind 1.170 m erreicht. Auf dieser Strecke fahre ich durch einen relativ engen Talabschnitt, die Sonne steht im Juni sehr hoch, es herrscht fast Windstille und drückende Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit lassen meine Leistung sinken. Ich muß schnell weiter nach oben in kühlere Luft kommen.

 

Bei der Mautstation gibt es einige Minuten Pause und viel zu trinken, dann sitze ich wieder im Sattel, aus dem ich bis zum Fuschertörl nicht mehr absteige. Auf den ersten Kilometern ist es sehr wichtig den richtigen Gang zu finden, einen, der nicht zu viel Kraft verbraucht und trotzdem zügiges Vorankommen ermöglicht. Anfangs lege ich mir einen zu hohen Gang auf, dann finde ich mit dem 3. Gang (34 / 24) einen guten Mittelweg. Das Herz schlägt etwa 173 Schläge pro Minute, recht hoch, aber konstant.

 

Gleichmäßig fahren ist alles, beschleunigen und dann wieder langsamer fahren bringt jedes konstante Vorankommen durcheinander. Radfahren hat etwas sehr Meditatives, speziell bei Bergaufstrecken. Wenn der richtige Rhythmus gefunden ist, kann man ihn fast beliebig lange beibehalten. In den Kehren nehme ich etwas Kraft aus den Pedalen, denn diese sind in der Mitte der Fahrspur deutlich flacher im Anstieg als die Rampen zwischen ihnen. Das ist die einzige Erholung auf dieser sonst sehr konstant steigenden Strecke. Die durchschnittliche Steigung beträgt rund 10,5%.

 

Zum Glück ist heute wenig Verkehr und die Strecke frei von Autobussen. Die Sonne brennt ungefiltert vom Himmel, bis zum Fuschertörl trinke ich etwa 4 Liter Energiegetränke. Leider gibt es auf der ganzen Strecke nirgends eine Möglichkeit direkt neben der Strasse Wasser aufzunehmen.

 

Desto höher ich komme, desto besser wird die Aussicht und damit steigt auch die Motivation das Ziel schnell zu erreichen. Die Belastung ist extrem hoch, die von mir immer wieder überholten Radfahrer bestätigen und motivieren die eigene Leistung.

 

Bald sind 2.000m erreicht, die Kehren werden häufiger und ich sehe schon hinauf zum Fuschertörl. Das ist der Punkt, wo ich meine letzten Reserven anpacke und im Schnitt sogar schneller fahre als am Beginn. Noch ein paar Kehren, dann sehe ich vor mir die steile gerade Rampe zum Törl und trete noch einmal kräftig an. Zu guter Letzt rolle ich endlich glücklich jedoch erschöpft zum ersehnten Ziel in 2.428 m und geniesse den fantastischen Ausblick auf die Glocknergruppe. Die Gipfel sind noch tief verschneit, auch hier beim Törl liegt rundum noch viel Schnee für die Jahreszeit. 2 Stunden und 40 Minuten anstrengender Fahrt liegen nun zum Glück hinter mir.

 

Nach einer ausgiebigen Pause kommt der wohl schönste Teil der Strecke: ich rolle endlich genussvoll bergab nach Zell am See. Fröhliche 70km/h auf dem Tacho überhole ich nahezu alle Autos und Motorräder, ja sogar einen Autobus auf der herrlichen Strecke, Die Kehren sind das Schönste: außen anfahren, ganz innen anschneiden und außen ausrollen, das geht - ohne Gegenverkehr - mit 30 km/h. Die Abfahrt bis Fusch ist ein berauschendes Erlebnis mit Suchtpotential.

 

Der Rest der Abfahrt ist der Erholung gewidmet und nach einer knappen Stunde erreiche ich nach 67 km meinen Ausgangspunkt in Zell am See.

 

 

 

 


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updated 2019 02 10